Die gewerkschaftliche Grube „Friederike“
Am 24.2.1815 legten der Schifffahrtsfaktor und spätere Oberamtmann A.E. Zimmermann aus Friedeburg und der Gastwirt J. G. Boltze aus Salzmünde Mutung ein auf die Braunkohlengrube „Friederike" im Umfang 1 Fundgrube und 11 Maße (=12841 m²).
Die Betriebseröffnung erfolgte im Mai 1815, und zwar mit der Kohlengewinnung von der einst durch die kgl. Grube abgeräumten Kohlenstrosse, die 96 Quadratlachter groß war (ca. 400 m²).
Die „Friederike" führte also den Betrieb der früheren kgl. Grube fort. Nach dem Abbau der vorgefundenen Strosse wurde eine neue Strosse abgeräumt und von dieser die Kohle auf eine Halde gefördert.
Das Flöz war im Mittel 3 m mächtig. Davon war aber nur die untere Hälfte gute Kohle, der obere Teil war sandig und nicht verkäuflich. Das Deckgebirge war 3 – 4 m stark und bestand aus sog. Dammerde (d. h. Ackerboden), Sand und Mergel.
Gefördert wurden im Jahr 1815 842 t Kohle. Als Verkaufspreis hatte das Bergamt für den Scheffel Braunkohle (ca. 37 kg) 10 Pfennig festgesetzt. Abgesetzt wurden 654 t. Die Grube erwirtschaftete einen Überschuss von 171 rthlr 2 gr.. Weil sich aber das Deckgebirge wie das Kohleflöz „irregulär" verhielten, d. h. mit wechselnden Mächtigkeiten, schien das Vorkommen keine größere Ausdehnung zu haben und die Aussichten für einen anhaltenden Betrieb wurden ungünstig eingeschätzt.
Für 1816 erhielt die „Friederike" erstmals vom Oberbergamt einen Ökonomieplan. Danach sollten 20.000 Scheffel Kohle gewonnen, 300 Quadratlachter Feld abgeräumt, der Abraum in das verhauene Feld verstürzt und nur die bessere Kohlesorte abgebaut werden. Der Betrieb gestaltete sich aber günstiger als erwartet. Es wurden 31134 Scheffel (= 1170 t) Kohle gefördert, 499 Quadratlachter Feld abgeräumt und gut 314 rthlr. Ausbeute gezahlt. Beschäftigt waren 1 Vizesteiger und 3 – 5 Mann.
Der Grubenbetrieb litt sehr unter den Unregelmäßigkeiten des Flözes. Deshalb wurde erwogen, die Grube einzustellen. Die Gewerken traten aber die Flucht nach vorne an, sie muteten zunächst im südwestlich angrenzenden Feld 200 Maße und dann noch einmal 1000 Maße hinzu. Damit erstreckte sich ihr Feld über ca. 2 km nach Westen, bis über die Straße Bennstedt – Cöllme hinaus. Die 1200 Maße umfassten 1027354 m², also gut 1 km².
1817 wurden 2019 t Kohle gefördert, von denen mehr als die Hälfte (1330 t) direkt an der Strosse verkauft werden konnte, wodurch die mit Unkosten verbundene Förderung auf die Kohlehalde entfiel. Außer dem Vizesteiger waren 5 bis 8 Mann beschäftigt. Sie wohnten in Dölau, hatten zuvor in Langenbogen gearbeitet und waren der Grube vom Bergamt überlassen worden. Die Ausbeute dieses Jahres lag bei 729 rthlr. 13 gr. 5 pf.
Am 21.1.1818 fand eine Generalbefahrung durch das Bergamt statt. Auf der Grube arbeiteten 1 Häuer und 6 Karrenläufer. Da der oberirdisch gewinnbare Grubenvorrat sich zu erschöpfen schien, sollte am Bennstedter Weg ein unterirdischer Bau neu eröffnet werden, mit einem 14 m tiefen Schacht. Der Plan sah vor, 1818 bereits 45% der Kohle unterirdisch im neuen Bau aus dem Königsberg-Acker zu gewinnen.
Es folgten Versuchsarbeiten. 1819 beschuldigten sich „Friederike" und die in Aufnahme begriffene „Sophie" Bennstedt gegenseitig, im jeweils anderen Feld gebohrt zu haben. Danach kam die „Friederike" zum Erliegen. Sie wurde 1821 in Fristen gelegt und blieb in der Hand der bisherigen Gewerken.
Im Jahr 1833 zeigte J. G. Boltze dem Bergamt an, dass er im Krebenfeld zwischen 2 Tonlagen im Grubenfeld der „Friederike" ein 2,5 m starkes Braunkohlenflöz gefunden habe. Nach einigen Verhandlungen wurde ihm 1834 gestattet, diese Kohle, die er als qualitativ schlecht bezeichnete, gegen Entrichtung des Zehnten zu verwerten. Mit dieser Kohle wollte Boltze seine Kalköfen befeuern.
Am 4.7.1838 ließ er sich mit der „Friederike" neu beleihen. Die ohnehin stets sehr geringe Förderung wurde 1839 aufgegeben, die Grube wieder in Fristen gelegt. Sie wurde in den Gemarkungen von Bennstedt und Cöllme in der 2. Hälfte des 19. Jh. durch die Grube „Eintracht" Bennstedt fortgesetzt.