Die Heideprinzessin (Prinzessin Zorges, Die weiße Frau)
In der Dölauer Heide gibt es einen Berg, der früher den Namen Zorgesberg trug. In seinem Innern soll sich ein herrliches Schloss befinden, in dem die Prinzessin Zorges wohnt. Sie ist in diesen Berg verbannt worden und darf ihn nur um Mitternacht verlassen. Dann erscheint sie denen, die zu dieser Zeit durch den Wald kommen, in schwarzem Kleid mit weißer Schürze und einer hohen schwarz-weiß gewürfelten Mütze auf dem Kopf. So hat sie schon manchen, der Unrechtes vorhatte, mit rasselndem Schlüsselbund erschreckt. Wer aber ein gutes Gewissen hat, braucht von ihr nichts zu fürchten. Den belohnt sie und bittet ihn um Beistand, damit sie erlöst werden könne. Manchmal reitet sie auch in weißem Kleid auf einem schwarzen Pferd in Begleitung eines Hundes nach dem Granauer Holz. Am "weißen Berge" taucht sie als "weiße Frau" auf und hat dort schon mehrmals Fuhrleute vor einem Waldgeist gewarnt, der auf den Straßen der Gegend gern die Wagen umgeworfen hat. Die Prinzessin Zorges ist aber auch die "weiße Frau", die man in Dölau öfters in einer von Ziegenböcken gezogenen Kutsche umherfahren sieht. Wie immer sie in Erscheinung tritt, wenn die Kirchturmuhr eins schlägt und das Ende der Geisterstunde anzeigt, muss sie in ihren Berg zurück.
Quelle: Lemmer, Manfred
Der Saalaffe
Sagen aus Halle und Umgebung. Ausgewählt und neu erzählt. - 1. Aufl. - Halle: VEB Postreiter-Verl., 1989