Verkehrs- und Freizeitinfrastruktur
Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts durchzogen zwei Straßen das Heidegebiet. Eine nördliche Straße verlief von Beesenstedt über Dölau, die Brandberge und Kröllwitz über die Saale hinweg in südöstliche Richtung. Die zweite Straße, welche südlich von Eisleben nach Halle führte, wurde 1807/08 unter westfälischer Herrschaft ausgebaut und 1843 – 1847 unter den Preußen erneuert. Zwanzig Jahre später entstand die Eisenbahnlinie von Halle nach Kassel, die das Heidegebiet jedoch nur im südlichen Zipfel tangierte. Mit der Entstehung der Halle-Hettstedter-Eisenbahn im Jahre 1896 erfolgte schließlich ein wichtiger Schritt zur verkehrstechnischen Erschließung der Dölauer Heide.
Die Eisenbahnlinie verband die Stadt Halle vom Klaustorbahnhof aus mit dem südlichen Vorharz. Die Strecke berührte Nietleben, die Dölauer Heide, Dölau und Lieskau und erschloss damit die Heide für den Vorort- und Ausflugsverkehr. Außerdem führten zwei Straßenbahnlinien von der Mansfelder Straße zum Weinberg und zur Heide und von der 1928 neu erbauten Kröllwitzer Brücke zu den Brandbergen und erleichterten damit den Städtern die Anfahrt zur Heide.
Der erwartete Ansturm von Besuchern durch die verbesserten Verkehrsverbindungen hatte die Gründung weiterer Ausflugslokale zur Folge. Bereits 1870 war das Heideschlösschen am Nordrand der Heide entstanden. 1897 eröffnete der „Pfälzer Schützenhof" (später als „Heidepark" bekannt). Im selben Jahr wurde in der Nähe des Heidebahnhofs bei Dölau „Leistners Waldhaus"(später „Waldhaus Heide") eingeweiht. 1900 wurde das Waldhaus als exklusives Luftkurhotel mit Badeanstalt, Logierhaus, Massage- und Bädermöglichkeiten fertig gestellt. Die positive wirtschaftliche Entwicklung wurde jedoch durch den ersten Weltkrieg untergraben, das Haus 1929 als „Waldhaus Heide" von der Stadt Halle übernommen. Nach dem zweiten Weltkrieg diente es als Wohn- und Unterrichtsheim.
Am Waldrand bei Dölau öffnete 1900 der „Heidekrug" und wurde für seine Mittwochnachmittagskonzerte bekannt, nach dem ersten Weltkrieg insbesondere für seine Heidefeste. Nach dem zweiten Weltkrieg war er Treffpunkt für Heimatvertriebene, ab 1959 Gaststätte der Handelsorganisation und ab 1974 polnische Nationalitätengaststätte.
„Schurigs Garten" entstand 1901. Er befand sich in der Nähe des „Waldkaters" und bot einen Panoramablick über die ganze Stadt Halle. Ab den 20er Jahren lief das Lokal unter dem Namen „Schillers Garten", ab 1932 als „Hubertus". Es war für Morgen- und Frühschoppenkonzerte an Sonn- und Festtagen bekannt und wurde in der DDR-Zeit baschkirische Nationalitätengaststätte.
1902 eröffnete die „Obstweinschenke" und 1904 die „Waldlust" („Knolls Hütte"). „Knolls Hütte" wurde zum populärsten Gartenlokal in der Dölauer Heide. Am Nordrand gelegen, stellte es besondere Attraktionen bereit, wie z. B. einen Kinderspielplatz mit Karussells. Es wurde in der DDR-Zeit ebenfalls von der Handelsorganisation übernommen und als ungarische Nationalitätengaststätte geführt. 1992 wurde es wieder eröffnet.
1907 entstand an der Nordostecke der Heide (an der Ecke von Wald- und Nordstraße) das „Erholungsheim Heide". Ab 1908 gab es dort große Freikonzerte. Das Erholungsheim wurde 1938 zur Jugendherberge Halle.
Im Jahre 1909 rief der Hallenser Juwelier und Vorsitzende des Heide-Vereins, Franz Robert Tittel, durch ein öffentliches Anschreiben zur Gründung einer Lauben- und Sommerhauskolonie am Heiderand auf. Angeregt durch das Vorbild der Rudolstädter Tränken sollten auch die Hallenser Bürger die Möglichkeit erhalten, sich stadtnah in der gesunden Natur zu erholen. Für sein Vorhaben hatte er sich das Vorkaufsrecht für ein Ackergebiet am Köllmer Weg direkt am Westrand der Heide bei Lieskau gesichert. Der neu zu gründende Verein "Waldheil e.V." sollte auf 200 Mitglieder beschränkt bleiben, die nach detailliert festgelegten Bedingungen ein Sommerhaus bzw. eine Laube auf ihrem Grundstück errichten konnten. Tittels Plan fand zahlreiche Interessenten, so dass am 03.07.1909 der Verein im Vereinsregister der Stadt Halle an der Saale eingetragen werden konnte. Allerdings konnten die ursprünglichen Ideen durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges nicht wie geplant verwirklicht werden. 1912 entstand zwar das erste Wohnhaus, eine Villa, der erste Weltkrieg verhinderte jedoch einen schnelleren Ausbau des Areals. 1920 gab es 21 Besitzer in der Kolonie. Bedingt durch die allgemeine Wohnungsnot wurde die Kolonie schließlich zur ständig bewohnten Siedlung. Nach dem zweiten Weltkrieg dienten neben den Lauben auch in der Kolonie aufgestellte Eisenbahnwaggons als Unterkünfte für Flüchtlinge und Vertriebene. Einer der ursprünglichen Waggons befindet sich auch heute noch auf dem Gelände der Kolonie.
Im Gegensatz zu den anderen Teilen des Heidegebietes, blieb der westliche Teil lange Zeit ohne eigenes Ausflugslokal. Obwohl Franz Tittel schon in seinem Anschreiben von 1909 die Einrichtung einer Gaststätte auf dem Gelände der Kolonie „Waldheil" erwähnte, wurde erst zum Pfingstfest 1931 die Gaststätte „Waldheil" am Köllmer Weg eingeweiht. Sie wurde zum Schauplatz zahlreicher Feste. 1986 wurde das Lokal nach umfangreichen Rekonstruktionsarbeiten wieder eröffnet, steht inzwischen jedoch bereits seit mehreren Jahren leer.